Die Einsamkeit am Polarkreis
Große Weiten, viel Platz! Das sind die Assoziationen, die unweigerlich in den Sinn kommen, wenn man an Kanada als Ziel einer Sprachreise denkt. Im flächenmäßige zweitgrößten Staat der Erde leben gerade mal 33,5 Millionen Menschen und davon knapp 80 Prozent in den Metropol-Regionen von Toronto, Montréal, Calgary, Ottawa, Edmonton und Vancouver. Mit anderen Worten: Im Rest des Landes wohnt nahezu niemand. Umgerechnet hat Kanada eine Bevölkerungsdichte von 3,35 Menschen pro Quadratkilometer, kaum ein Land der Welt ist dünner besiedelt. Je weiter nördlich man kommt, desto einsamer wird es. In den Regionen um den nördlichen Polarkreis lebt noch der Mythos von einsamen Trappern in unberührter Wildnis. In den langen, harten Wintern sinkt das Thermometer in diesen Gegenden leicht auf minus 30 Grad Celsius, wer es dann noch hier aushält, braucht ein positives Verhältnis zu eisiger Kälte. Oder mutiert gleich zum Eisbären.
Umwelt- und Klimaschutz sind große Themen
Die zotteligen Raubtiere der nördlichen Polarwelt sind in den vergangenen Jahren immer mehr zum Symbol für die Bedrohung des Planten durch den Klimawandel geworden. In Kanada spielte dieses Thema wegen der riesigen Naturräume mit seinen teils noch intakten Urwäldern eine besonders große Rolle. Durch seine 43 Nationalparks und die mehr als 1.500 regionalen Schutzgebiete zieht Kanada Naturliebhaber aus aller Welt an. In manchen reizvollen Regionen prallen jedoch mittlerweile die Interessen des Tourismus, aber auch der Rohstoffindustrie besonders hart auf die Belange der Umwelt und das Bestreben nach Schutz und Erhalt. Gerade wegen seines unschätzbar wertvollen Naturreichtums steht Kanada im Fokus internationaler Umweltschutzverbände. Äußerst skeptisch wird beobachtet, dass das Land im weltweiten Klimaschutz-Index auf einem der hintersten Plätze liegt und 2011 seinen vielkritisierten Rückzug vom Kyoto-Protokoll erklärte. Bei einer Sprachreise nach Kanada wird man früher oder später eine Diskussion über Klimawandel und Klimaschutz führen und Kanadas Rolle dabei erörtern.
Vergleiche mit dem großen Nachbarn
Trotz seiner umstrittenen Klimaschutzpolitik gilt Kanada vielen Europäern als das „bessere“ Nordamerika. Man sagt den Kanadiern nach, dass sie im Vergleich zu ihren Nachbarn im Süden in vielen gesellschaftlichen Fragen deutlich liberaler und aufgeschlossener für Veränderungen sind. Die Kriminalitätsrate liegt, insbesondere was den Gebrauch von Schusswaffen angeht, deutlich unter der der USA. Auch was die patriotische Selbstdarstellung angeht, gelten die Kanadier als wesentlich zurückhaltender – außer vielleicht beim Nationalsport Eishockey. Ob diese verallgemeinernden Einschätzungen tatsächlich stimmen, muss jeder Sprachreisende in Kanada selbst herausfinden. Bleibt nur noch die Frage, welche Sprache man eigentlich lernen will? Englisch? Oder – sofern die Reise in die Provinz Québec geht – vielleicht doch lieber Französisch?