Eastbourne ist die zurückhaltende kleine Schwester des schrillen Brightons: In der Stadt ist viktorianisches Flair erhalten geblieben. Mitte der 1950er war sie Schauplatz eines der spektakulärsten Mordprozesse der englischen Geschichte.
Welche Sprachreise passt zu dir?
Lange Zeit galt Eastbourne als das Seebad für „Gentlemen“, als die mondäne Adresse unter den Kurorten an der Südküste Englands. Bis in die jüngere Vergangenheit haftete der Stadt der Ruf an, ein Urlaubsziel für die bessere Gesellschaft und ein Wohnort wohlhabender Pensionäre zu sein. Wenngleich sich das Image der Stadt in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat und immer mehr junge Familien hier zuhause sind, geht es doch etwas ruhiger und gemächlicher zu als im nahen Brighton. Das deutlich kleinere Eastbourne hat sich überdies viel von seiner viktorianischen Pracht bewahrt, vor allem an der Strandpromenade. Ganz im Stil jener Zeit ist auch der weit ins Meer hinausragende Pier erhalten, wenngleich ein Teil davon bei einem Großbrand im Sommer 2014 zerstört wurde.
Wer bei einer Sprachreise in Eastbourne zu Gast ist, der muss dennoch nicht auf die Annehmlichkeiten eines Urlaubsortes am Meer verzichten. Restaurants, Cafés und Pubs sind auch hier in Hülle und Fülle zu finden – doch herrscht nicht ganz so ein Trubel wie in Brighton. Seit Jahrzehnten ist Eastbourne ein Zentrum für Sprachschüler aus aller Welt, die auch deshalb gerne hierherkommen, weil die Menschen in East Sussex ein nahezu akzentfreies und gut verständliches Englisch sprechen. Zudem bieten sich Tagesauflüge nach London an, mit dem Zug ist man in einer guten Stunde in der Hauptstadt. Durch die lange Tradition von Sprachreisen in dieser Gegend der englischen Südküste ist es für viele Familien fast schon zur Selbstverständlichkeit geworden, Gastschüler aus dem europäischen Ausland bei sich aufzunehmen.
Die große Gastfreundschaft geht zurück bis in den Zweiten Weltkrieg, als viele Kinder aus bombengefährdeten Großstädten hierhin evakuiert wurden. Als die südenglische Küste nach der Kapitulation Frankreichs 1940 zu einem möglichen Landeort für deutsche Truppen wurde, mussten nicht nur die Kinder, sondern auch viele andere Bewohner die Stadt verlassen. In die Schlagzeilen geriet Eastbourne dann wieder 1956/57, als der Prozess um den Prominentenarzt John Bodkin Adams weltweit für Furore sorgte. Immer wieder war er von wohlhabenden Patienten in deren Testamenten großzügig bedacht worden, er wurde des Mordes an mehr als 150 Menschen verdächtigt. Adams wurde nach spektakulären Verhandlungen schließlich freigesprochen und praktizierte ab 1961 wieder in Eastbourne. Nach Veröffentlichung der einschlägigen Akten im Jahr 2003 gehen Historiker aber mittlerweile davon aus, dass der Arzt tatsächlich für den Tod vieler seiner Patienten verantwortlich war.